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Zeugnisse einer Liebe, die nicht sein darf

Spurensuche - Schauspieler Peter Fricke und das Trio Opus I untersuchen die Dreierkonstellation Robert, Clara und Johannes


Kurz vor seinem Tod zog Johannes Brahms eine Bilanz seines Lebens, sichtete seine Beziehungen und hielt fest „Außer an Frau Schumann hänge ich an niemandem.― So zitierte Schauspieler Peter Fricke beim Abend zum musikalischen Kleeblatt Robert - Clara - Johannes den Komponisten- Freilich nicht, um eine pikante Dreiecksgeschichte zu erzählen, sondern um den Spuren dieser Bindung in Brahms musikalischem Werk nachzugehen.
Der 20-jährige Musiker trifft 1853 auf Robert Schumann und seine Frau Clara, eine gefeierte Pianistin. Brahms ist dem Ehepaar überaus freundschaftlich verbunden, für die 14 Jahre ältere Clara entwickelt er Gefühle, die darüber hinausgehen, Eine Liebe, die nicht sein darf. Johannes Brahms verarbeitet seine Emotionen musikalisch, stellt sie aber nicht offen zur Schau. „Er versteckt die Wahrheit, beschrieb es Fricke. Deutlich wird das im Trio H-Dur op. 8, das Johannes Brahms kurz nach dem Kennenlernen der Schumanns schrieb.
Ungestüm kommt das Frühwerk daher, ein Spiegel seiner Leidenschaft, seiner Quälereien, seiner Sehnsucht, seiner Zweifel, mit ebensolchem Nachdruck und in vollendeter Harmonie im Oberstdorf-Haus interpretiert vom Trio <Opus 8>. Doch mehr als 30 Jahre später verwarf der Komponist die Urfassung, feilte, glättete und kürzte.
Vor allem zwei sehr beziehungsreiche Liedzitate fielen der Überarbeitung zum Opfer: Schuberts Vertonung des Heine-Gedichts „Am Meer― und Beethovens „Nimm sie hin denn, diese Lieder― aus „An die ferne Geliebte―.
Mit einer Mischung aus respektvoller Distanz und einfühlsamem Engagement zeichnete Fricke das Bild des Genies, das zeit seines Lebens Clara Schumann innig verbunden blieb. Davon zeugen auch Aufzeichnungen der Pianistin, wonach sie „nie einen Freund so liebte wie ihn―. Patricia Orlando las Claras Aussagen in Briefen und Tagebucheinträgen.
Mit fast mädchenhafter Stimme setzte sie einen überraschenden Kontrapunkt zur starken Frau, die in 14 Jahren acht Kinder gebar, ihren kranken Mann unterstützte und sich als Pianistin und Komponistin einen Namen machte.
Von ihr spielte Michael Hauber (Klavier), Eckard Fischer (Violine) und Mario de Secondi (Violoncello) das Trio op, 17 g-Moll – das die „Einfachheit ihrer Hingabe― (Fricke) zum Ausdruck bringt. Aber auch hier sind leidenschaftliche Züge, kraftvolle dramatische Passagen zu erkennen, freilich eingebettet in einen eher konventionelleren Rahmen.
Ganz anders erscheint das Trio Nr. 1 d-Moll op. 63 von Claras Ehemann, das ein Jahr später, 1M7, entstand - als ein „Drama der Innerlichkeit― (Fricke). Clara, die das Werk zum Geburtstag erhielt notiert im Tagebuch: „Es klingt wie von einem, von dem noch vieles zu erwarten steht, so jugendfrisch und kräftig,― Schumann starb neun Jahre später.

Zeitungskritik von Veronika Krull

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